Tierpark Arth Goldau, WB 1999

 

 

Wenn es heute überhaupt noch Sinn macht, eine authentische, echte und eine unechte, künstliche Lebenswelt zu unterscheiden, so ist der Begriff der Künstlichkeit wesenhaft mit dem Nutzungsprogramm eines Natur- und Tierparks verbunden.

Im Fall von Goldau wirkt sogar die Natur, gerade in der Schweiz der Inbegriff für das Wahre und Echte, nicht ‚natürlich gewachsen‘ sondern eher künstlich gemacht. Zwischen den wie von Riesenhand hingeworfenen grossen Steinbrocken lassen scharfgeschnittene dunkle Nadelbäume eine bizarre, fast expressionistische Szenerie entstehen. Die freilaufenden Rehe des Tierparks komplettieren die surreale Atmosphäre einer scheinbar verwunschenen Märchenwelt. Selbstverständlich kann sich diese Stimmung nur für kurze Momente aufbauen und halten. Dazwischen regiert die Biederkeit des Schweizer Alltags, der seinerseits mit einer Mischung aus charmantem Pragmatismus und perfektionierter Liebe fürs Kleine gerade in der Bergwelt besonders unwirklich scheint.

Das vorgeschlagene Projekt nimmt den in der Ausschreibung formulierten Anspruch nach einem zeitgenössischen Tierpark als attraktives Angebot für eine freizeitorientierte Gesellschaft ernst und macht die Frage nach der Künstlichkeit unserer heutigen Lebenswelt zum Ausgangspunkt der architektonischen Fragestellung.